Über 800 Jahre lang, vom späten 10. Jahrhundert bis 1803, war Aschaffenburg die Zweitresidenz der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz. Unter ihnen war Albrecht von Brandenburg und damit einer der größten Gegenspieler Martin Luthers. Er residierte in Halle an der Saale, bis die Reformation ihn 1541 zum Abzug zwang.
Albrecht von Brandenburg wählte als Exil das katholisch gebliebene Aschaffenburg – und nahm seinen riesigen Kunstbesitz mit. Darunter befanden sich bedeutende Teile eines der größten Gemäldeaufträge der deutschen Kunstgeschichte. Für die Hallenser Stiftskirche hatte der Kardinal in der Werkstatt Lucas Cranach d.Ä. insgesamt 16 große Flügelaltäre in Auftrag gegeben, darunter den sogenannten Magdalenenaltar.
Auch wenn der Kardinal diesen Schatz ins Exil mitnehmen konnte: Im Laufe der Jahrhunderte wurde vieles davon zerstreut oder ging verloren. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts stand zum Beispiel der Magdalenenaltar in der Aschaffenburger Stiftsbasilika, doch dann wurden die Tafeln während der Säkularisation getrennt und an verschiedenen Orten verwahrt.
Nur die Mitteltafel blieb in der Stiftsbasilika. Sie stellt die Auferstehung Christi in bonbonfarbener Buntheit dar: Christus in der Mitte, umrahmt von Engelsdarstellungen und flankiert von fast modern anmutenden Höllenkreaturen. Erst im Zuge der Ausstellung „Cranach im Exil“ 2007 wurde der Altar wieder vervollständigt und ist seither als Dauerleihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Stiftsmuseum zu sehen.
Bei den Vorbereitungen für die Ausstellung kam außerdem noch ein besonderes Detail zu Tage: Zentral am unteren Bildrand der Mitteltafel hat eine nackte Eva hinter einem Busch Position bezogen – doch dann stellte sich bei der Restauration heraus, dass der Busch über die Jahrhunderte „gewachsen“ war, um den im Original von Cranach gemalten prallen Frauenpo aus Prüderei zu verbergen. So findet man in Kunstbänden, die vor dem Jahr 2006 erschienen sind, noch Bilder von Evas verhülltem Po. Seit der Ausstellung 2007 kann man das Original nun wieder in voller Schönheit bewundern.