Guckkasten in die Geschichte Die Falkenhaus-Zimmer im Museum Retti Palais Ansbach
Was hat ein Bild aus dem 18. Jahrhundert mit virtueller Realität zu tun? Welche Rolle spielen die letzten beiden Ansbacher Markgrafen? Und wo ist der weibliche Drache? Die Antworten auf all diese Fragen offenbart ein Besuch in den Falkenhausen-Zimmern im Museum Retti Palais Ansbach, das 2025 eröffnen wird.
Falkenhausen-Zimmer im Retti Palais (Ansbach, Romantisches Franken)

Dort hängt genau an der Stelle, für die es einst geschaffen wurde, ein eher unscheinbares Bild des letzten Ansbacher Hofmalers Johann Michael Schwabeda. Darauf treten die Damen und Herren einer höfischen Gesellschaft gerade aus einem Park, im Bildzentrum jedoch befindet sich ein Schausteller, der eine große Holzkiste auf Rädern mitführt. 

Um ihn und seinen „Guckkasten“ scharen sich mehrere Kinder. Sie wollen sich das Spektakel nicht entgehen lassen, das ihnen der Blick in die Kiste bietet. Der ist vergleichbar mit dem durch eine VR-Brille: In solch einem Guckkasten befanden sich hinterleuchtete, farbig-funkelnde Kupferstiche, die wahlweise religiöse, mythologische Szenen oder exotische Darstellungen zeigten. Das machte einen solchen Guckkasten sowohl auf Jahrmärkten als auch in Adelskreisen zum Publikumsmagnet. 

Wer sind aber nun die Dargestellten? Dafür muss man sich vergegenwärtigen, wo sich dieses Gemälde befindet. Es ist Teil der sich über zwei Räume erstreckenden Ausstattung im Retti Palais. Zusammen mit fünf weiteren wurde das Bild in die holzvertäfelten Wände eingelassen. Darüber spannt sich eine reich mit Stuck verzierte Rokokodecke – und wer genau hinsieht, entdeckt in den Ornamenten der Spiegelwand sogar einen Drachen mit ausgeprägten weiblichen Geschlechtsmerkmalen.

Den entscheidenden Hinweis liefert ein Detail auf einem weiteren Bild. Auf dem Stillleben sieht man unter anderem auf einer kleinen Spanschachtel einen Brief: Empfänger ist Friedrich Carl von Falkenhausen, Absender kein geringerer als der letzte Ansbacher Markgraf Carl Alexander. Dessen Vater, der so genannte „wilde Markgraf“, hatte mit der Tochter seines Falkners eine Nebenlinie gegründet: die der Falkenhausen. 

Somit ist der Empfänger von Brief und Schachtel der Halbbruder Carl Alexanders und die Symbolik eindeutig: Der junge Markgraf machte seinem Halbbruder die Ausstattung der zwei Räume zum Geschenk. Die Familie der Falkenhausen übernahm 1760 den Stadtpalast, den der lombardische Architekt Leopoldo Retti als sein eigenes Wohnhaus erbaute. Somit erschließt sich auch, wer auf dem Guckkasten-Bild zu sehen ist: der Markgraf und die Familie Falkenhausen. 

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