Ein Kessel voll Geschichte Die Klosterküche in Rothenburg ob der Tauber
Eine Klosterküche aus dem 13. Jahrhundert und damit eine der ältesten ihrer Art in Deutschland gehört zu den Höhepunkten im RothenburgMuseum. Bis zu 40 Nonnen wurden hier versorgt, auch die Armenspeisung wurde in der Küche organisiert.
Klosterküche im RothenburgMuseum (Rothenburg ob der Tauber, Romantisches Franken)

Margaretha Wurm hat an diesem Tag im Jahr 1500 alle Hände voll zu tun. Sie ist nicht nur Nonne im Rothenburger Dominikanerinnenkloster, sondern auch Kellnerin – und hat in dieser Position die Oberaufsicht über die klösterlichen Vorräte. Gerade nimmt sie eine ganze Menge Waren an: Fleisch, Salz, Fisch, Milch, Gren und Öl stehen auf ihrem Einkaufszettel. Gleichzeitig hat Schaffnerin Elisa ein Auge auf Kraut, Rüben und anderes Gemüse aus dem Klostergarten. Jede Menge Lebensmittel, aber die braucht es auch, um für die bis zu 40 Nonnen in der Klosterküche aufzukochen. 

Die Küche stammt noch aus der Zeit, als das Kloster im 13. Jahrhundert als Adelsstift gegründet wurde. Zubereitet wird das Essen in riesigen Kesseln über einem aus Stein gemauerten Quadratsockel, der sich unter einem massiven Schlot befindet. Die Mahlzeiten werden meist zwischen den täglichen Arbeiten oder nach dem dreistündigen Gebetsturnus gereicht. Abends gibt es die coena, die nicht selten nur aus Brot, Bohnen und heimischem Obst besteht. Getrunken wird hauptsächlich Wein. Zur Fastenzeit kommen besondere Speisen auf den Tisch: etwa eingelegter Hering oder Lebkuchen.

Gemäß des Gebots der Nächstenliebe bereiten die Nonnen und ihre Helferinnen in der Küche auch Breie für die Armenspeisung vor. Diese stellen sie in die Drehlade: eine fassähnliche Vorrichtung zwischen Küche und Außenmauer des Klosters. Wird sie gedeht, können Bedürftige sich an den Breien bedienen. Ebenfalls werden in der Küche Gewürze, Honig und Säfte zu dick-zähflüssigem Latwerge (auch Elektuarium oder Leckmittel) verarbeitet – eine haltbare mittelalterliche Arzneiform.

Die mit Holz befeuerte Küche dient außerdem als Wärmequelle, die zum Beispiel im darüberliegenden Winterrefektorium (Winterspeisesaal) für etwas behaglicherere Temperaturen sorgt. 

Bis 1554 existiert das Dominikanerinnenkloster. Auch wenn hier schon lange keine Nonnen mehr leben: Die Klosterküche hat sich als eines der zentralen Ausstellungsstücke des heute hier beheimateten RothenburgMuseums bestens erhalten. Sogar die Drehlade für die Armenspeisung ist noch vorhanden – und kann beim Museumsbesuch gedreht werden.

Am Plönlein (Rothenburg ob der Tauber, Romantisches Franken)

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