Auf den Pfennig genau Der Dinkelsbühler Rechentisch
Das Haus der Geschichte in Dinkelsbühl zeigt mit dem Rechentisch eine einfache, aber effektive Rechenhilfe. Sie war in Europa vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit weit verbreitet und fand insbesondere bei Händlern, Kaufleuten und in den städtischen Rechenstuben Verwendung.
Rechentisch im Haus der Geschichte (Dinkelsbühl, Romantisches Franken)

Solch ein Rechentisch bestand in der Regel aus einer ebenen Fläche, auf der parallel zueinander Linien gezogen waren. Entlang dieser Linien wurden sogenannte Rechenpfennige verschoben. Jede Linie repräsentierte einen bestimmten Stellenwert, beispielsweise Einer, Zehner, Hunderter usw. Durch das Verschieben der Rechenpfennige wurden die einzelnen Ziffern einer Zahl dargestellt – so ließ es sich addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren.

Für diejenigen, die den Tisch nutzten, ergaben sich gleich mehrere Vorteile: Die Linien machten die einzelnen Rechenschritte sichtbar und verständlich, der Tisch konnte flexibel für einfache Grundrechenarten genauso wie für komplizierte Berechnungen eingesetzt werden – und er war im Gegensatz zu Papier und Tinte ein langlebiges Werkzeug, das auch unter rauen Bedingungen eingesetzt werden konnte.

Eng verwandt ist der Rechentisch mit dem Abakus, der als Recheninstrument bereits in der Antike verwendet wurde. Beide basieren auf dem Prinzip des Positionssystems, bei dem Rechenkörner oder -pfennige entlang von Linien oder Stäben verschoben werden. Während der Abakus in vielen Kulturen unabhängig voneinander entwickelt wurde, verbreitete sich der Rechentisch vor allem im europäischen Raum. Mit der Erfindung des Dezimalbruchs und der zunehmenden Verbreitung des schriftlichen Rechnens verlor der Rechentisch an Bedeutung. Dennoch blieb er über Jahrhunderte hinweg ein wichtiges Werkzeug. Erst mit der Entwicklung mechanischer Rechenmaschinen im 17. Jahrhundert wurde er nach und nach abgelöst.

Der Historische Verein in Dinkelsbühl besitzt noch drei originale Rechentische – weltweit existieren wohl nur noch maximal zehn Stück. Am Exemplar im Haus der Geschichte können Gulden und die ältere Pfundwährung miteinander umgerechnet werden.

Fachwerk-Romantik am Marktplatz (Dinkelsbühl, Romantisches Franken)

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